Aus buntem Faltpapier lassen sich die wunderbarsten Kunstwerke falten. Fasziniert schauen die Kinder zu, wie aus einem flachen Papier plötzlich ein Tier, eine Blume oder sonst ein dreidimensionaler Gegenstand entsteht. Die benötigte Falttechnik möchten sie dann schnellstmöglich selbst erlernen. Durch das Papierfalten werden verschiedene Kompetenzen gefördert – Feinmotorik, Auge-Hand-Koordination und Geduld sind nur einige davon.
Zwei Wörter, hinter denen sich eine ganze Welt verbirgt: Oru (falten) und Kami (Papier) werden zu Origami, der japanischen Papierfaltkunst. Japanische Kinder lernen früh, sich Spielzeug, Dekorationen und mehr selbst zu falten. Serviettenringe, kleine Umschläge für Geschenke und andere Alltagsgegenstände werden kunstvoll aus Papier hergestellt.
Das hochwertige Papier hat eine ganz eigene Haptik. Es ist zwar zart und fast durchscheinend, trotzdem bleibt das Faltpapier immer fest und reisst auch bei komplexen Faltungen nicht so leicht ein. Es lässt sich gut schneiden und ist vorgeschnitten: Origami wird in den meisten Fällen mit quadratischen Blättern gefaltet. Die Standardgrösse liegt bei 15 auf 15 Zentimeter, aber auch kleinere und grössere Papiere kommen bisweilen zum Einsatz.
Origami- und Bastelbücher sehen auf den ersten Blick kompliziert aus, sind aber ganz einfach zu verstehen. Denn im Grunde genommen basieren alle Anleitungen auf nur drei Grundschritten. Die sogenannte Bergfalte entsteht, wenn ein Teil des Papiers nach hinten weg gefaltet wird, also bei flachem Aufliegen auf dem Tisch "nach unten", Richtung Boden. Die Talfalte entsteht, wenn das Papier "nach oben", also in die entgegengesetzte Richtung gefaltet wird. Und dann müssen Faltschritte manchmal wieder geöffnet werden. Das ist schon alles!
Schaut man sich die Details an, werden die Erklärungen natürlich etwas weitläufiger. Zum Glück gibt es reich bebilderte und ausführliche Anleitungen! Die Kunst, sich aus Faltpapier eine eigene Spielwelt, Dekorationen und Alltagsgegenstände zu schaffen, ist damit greifbar geworden.
Ostern und Weihnachten kennt man in Japan nicht, Hasen und Schneeflocken dagegen schon. Deshalb gibt es nicht nur Origami Papier im passenden Design für jedes Fest im Jahreskreis, sondern auch mehr oder weniger traditionelle Faltanleitungen. Und weil die Kunst des Origami wirklich für jeden und jede geeignet ist, können selbst Kinder im Kindergarten schon einfache Kunstwerke falten. In der Schule dürfen die Anleitungen dann mehr als drei oder vier einzelne Arbeitsschritte umfassen. Jugendliche und Erwachsene erschaffen aus Origami Papier in zwanzig oder mehr Faltschritten dann schon echte Kunstwerke.
Origami Papier und die dazugehörigen Anleitungen ergänzen die Bastelstunde im Kindergarten und den schulischen Kunst- und Werkunterricht sinnvoll. Denn hier wird der Bezug zur Jahreszeit, zu kulturellen Festlichkeiten und zur Natur hergestellt.
Wussten Sie, dass sogar die NASA Falttechniken aus dem Origami nutzt? Die grossen Sonnensegel der Satelliten würden niemals heile im Weltall ankommen, wenn sie nicht säuberlich zusammengefaltet wären. Der Trick besteht nun darin, dass sich die Segel selbstständig und ohne Schäden öffnen können, wenn die Satelliten an ihrem Bestimmungsort angekommen sind. Wie funktioniert das? Hinter Origami stecken faszinierende Erkenntnisse aus Mathematik und Physik, die Kinder und Jugendliche beim Falten spielerisch erkunden. Räumliches Vorstellungsvermögen, logisches Denken und die Feinmotorik werden beim Falten mit dem bunten Papier ganz nebenbei gefördert.
In Japan unterscheidet man zwischen verschiedenen Papieren. Washi hat eine weiche Textur, ist leicht strukturiert und auf einer Seite glatt. Das ist beim meist in traditionellen Mustern bedruckten Chiyogami ebenfalls der Fall. Beschichtungen aus Blattgold machen das Falten mit diesen hochwertigen Papieren zu einem besonderen Genuss. Aber warum sollte es immer nur Papier sein?
So manche Dekoration entfaltet ihren Reiz doch erst, wenn sich das Licht in den vielen Falten des Papiers bricht, reflektiert wird und einen räumlichen Eindruck hervorruft. Mit Metallfolien beschichtete Papiere sind vor allem für weihnachtliche Faltkunstwerke beliebt. In Frühjahr und Sommer darf es dagegen transparent zugehen. Durchscheinende Folien lassen die Papierlagen unter der Deckschicht und alle einzelnen Faltungen erkennen. Das Licht scheint durch die zarten Kunstwerke hindurch, die sich insbesondere als Fensterschmuck gut machen. Origami Papier muss also nicht wörtlich aus Papier bestehen - das Faltpapier kann auch beschichtet oder aus Kunststoff hergestellt sein.